Was glauben wir denn...?
Heute lese ich in der Süddeutschen einen Beitrag zum Klimawandel. Zu sehen ist da eine Landkarte, die Deutschland bei einer Temperaturveränderung von weltweit 1,5 bis 3 Grad zeigt. Zu sehen ist der gesamte Küstenabschnitt, wie weite Landstriche im Meer versinken. Auch mein geliebtes St. Peter Ording ist betroffen. Will sagen: Es existiert nicht mehr!
Mit meinem Latte Macciato sitze ich am Laptop und schreiben diese Zeilen und mir wird klar, dass meine Kindheitsbefürchtungen, eine große Sturmflut könnte meine Kindheitserinnerungen an die Deutschen Nordseeküste, die ich schon mit drei Jahren zum ersten Mal mit meinen Eltern besucht habe, überfluten und so zu einem reinen Gedankenmuseum werden lassen.
Ein Gedankenmuseum könnte auch aus einer Welt entstehen, die einst Demokratie, Menschenrechte, Freiheit des Einzelnen und Freiheit des Kapitalmarktes postulierte. Unsere westliche Welt - sicher auch alle anderen Gegenden unseres blauben Planeten - ist zu einem Selbstbedienungsladen geworden, ein Wilder Westen, wo das Schießeisen und damit die Macht des Stärkeren oder vermeindlich Kleveren die Regie übernommen hat. Und das im Kleinen wie im Großen. Also "das Kapital in voller Fahrt", wie Grönemeyer in seinem Song "Hartgeld" singt. (Titel ist auf seiner Platte "LUXUS")
Es ist vor allem das "Kapital" in unsere Köpfen. Wir sind großgeworden mit dem Satz "Geld regiert die Welt" oder anders ausgedrückt: Wie kann ich mich am besten um mein Wohlbefinden kümmern und dafür sorgen, dass meine Wampe immer fetter wird? Dabei geht es uns letztlich nur um unser Portemonnaie. Um Sicherheiten, Karrieren. Es geht - und damit sind wir spätestens im 21. Jahrhundert angekommem - um Klimaausbeutung.
Das Kapital ist ohne und außer Kontrolle, überrollt jede Erdressource und maht uns blind. Langsam erwacht der Mainstreem. Jeder von uns spürt ein Unbehagen. Etwas ist nicht nur da draußen nicht in Ordnung, etwas Verstörendes sitzt tief in uns. Gedanken kommen wir in den Kopf aus dem Geschichtsunterricht, wie Caesar und andere Herrschenden ihre Eroberungszüge durchführten. Egal wann, egal wer und wo. Am Ende sind Menschen gestorben, vertrieben, versklavt oder so vereinnahmt worden, dass sie hörig wurden gegenüber den jeweils dominierenden Staats- oder Gesellschaftsform.
Wir sind heute aber nicht mehr in der Lage, irgendein Ziel zu definieren, das nicht auch Einfluss hätte auf sehr viele andere Lebensbereiche, Länder und Menschen. Ob Militärstrategien, Wirtschaftsstrategien oder andere digitalen Verteidigungs- oder Eroberungsszenarien. Immer machen wir das, was wir machen, auf Kosten andere. Auch wenn wir das Wohl unserer "eigenen" Gesellschaft dabei im Kopf haben. Dies ist aber nicht Fassade. Es gibt außerdem keine "eigene" Gesellschaft mehr, es gibt nur die EINE. Wir sind Erdenbürger. Jeder von uns.
Verstehen wir das? Wenn wir uns jeden Tag dessen immer mehr bewusst werden, haben wir wie durch ein Wunder genug Essen, genug Lebensqualität und vor allem genug Frieden, weil wir uns und unsere Welt pfleglich und liebevoller behandeln. Und wir erkennen, das wir das allermeiste von dem nicht brauchen, mit dem wir uns umgeben haben. Uns ist wohl die Liebe zu unserer eigenen Spezies abhanden gekommen. Das, so denke ich, betrifft übrigens auch unsere Religionen.