Schau ins Licht...

Gedanken 13. Okt. 2021

Was wissen wir vom Leben? Was wissen wir über uns? Wir lernen uns zu definieren und sagen "Ich", wenn wir von uns sprechen, und "Du", wenn wir unseren Gegenüber meinen. Und dann gibt es die unendlich große Welt der Gefühle und Gedanken, die uns die Richtung für unseren Tag und unsere Zukunft vorgeben. Diese Welt entscheidet eher mehr als weniger darüber, wie es uns geht, oder besser, wie es uns zu gehen hat. Und wehe, es sind mal wieder die falschen Gedanken unterwegs, die Wut über irgendjemanden oder irgendetwas, der Frust über Misslungenes oder die Trauer über jede Art von Verlust. Diese Welt ist wohl so, weil wir gelernt haben, die Dinge um uns herum zu werten, sie als gut oder schlecht einzuschätzen. Aber was ist, wenn diese Wertung kein Absolutum ist, wenn wir sie einfach ablegen könnten, wie Kleidung, die alt geworden ist und uns nicht mehr passt, die uns einfach nicht mehr steht.

Ich bin im Laufe meines Lebens 100.000 Mal in diese "Falle" getappt und habe alles um mich herum bewertet und für gut oder schlecht befunden, einschließlich mich selbst. Dieses Urteil ist ein Fallstrick, eine ganz üble Sachen, die ich aber jetzt nicht "verurteilen" will. Ich will sie einfach nur nennen, mir dessen bewusst sein. Denn Tatsache ist: Das Urteil über uns selbst ist auch kein Absolutum. Wir könnten mit uns selbst beginnen und uns von einer Wertung über uns selbst ganz befreien. Wir könnten damit aufhören, uns anzubiedern, weil wir glauben, anderen gefallen zu müssen. Oder, in dem wir glauben, von anderen Leuten und deren Urteil über uns abhängig zu sein. Zeit und Energie sparen wir auch, wenn wir als nächstes aufhören, unseren Gegenüber zu bewerten, uns als Richter über ihn aufzuspielen und einer Überheblichkeit und Anmaßung anheim zu fallen. Wie arogant oder wie dumm sind wir, dass wir glauben, Urteile sprechen zu können? Sie folgen ja gar keinem absoluten Maß, wenn es das denn gibt. Sie folgen einfach den Gefühlen und Gedanken, die auch hier wieder darüber entscheiden, wie wir uns fühlen, wie es uns geht...

Das ist alles Illusion, denn das ist alles nicht das, was uns und unser Leben ausmacht. Wir machen uns hier etwas vor und lassen uns das Schauspiel bestätigen von allen möglichen Halte- und Orientierungspunkten, die wir uns als Menschen geben. Wir erschaffen für die Dauer einer gewissen Zeit Institutionen, die uns eine Art Richtmaß vorgeben, wie das Leben, die Dinge und vor allem, wie wir selbst zu ticken haben. Es sind Institutionen, wie unsere Religionen, unsere Nationalitäten und deren Rechts- und Moralvorstellungen, unsere Sippenzugehörigkeit, unsere Sexualität, unsere Vereinszugehörigkeit in jedweder Art. Entweder Blau-Weiß oder Rot-Weiß, oder Schwarz-Gelb oder jede andere denkbare Farbenlehre. Das Gleiche gilt für unsere politische Zugehörigkeit. Als Kind aus einer Politikerrfamilie kann ich davon viele Lieder singen. Und tatsächlich tue ich dies auch. Ich singe diese Lieder aber als Befreiung und zur Befriedigung eines Hungers nach einer Welt, die die Freiheit des Menschen als oberstes Gebot hat. Und ist es nicht genau so, dass, egal, was wir gelernt haben und nach welcher Überzeugung wir heute auch handeln, wir immer wieder und jeden Tag aufs Neue wählen können, nicht nur unsere Partei- oder Religionszugehörigkeit, nicht nur unseren Freundeskreis oder unsere Arbeitsstelle, nicht nur unsere Partner*innenwahl. Wir können uns wirklich jeden Tag neu frei entscheiden und damit neu erfinden. Führe ich "Krieg" in irgendeiner Form, oder suche ich Frieden mit mir, mit meinem Ich und mit meinem Gegenüber.

Ich bezeichne unseren Drang nach Wertung, nach Urteilen, nach Gut oder Schlecht, nach dem Sein oder Nichtsein als Tiefschlaf, einen Tiefschlaf, in dem wir einem Traum folgen. Und dieser Traum ist - so, wie alle Träumer - eben nichts Reales. In ihm können wir nicht wirklich leben, nichts verändern, nichts gestalten. Wir können in ihm nichts lieben. Wir können uns darin nur verlieren. Aber Gott sei gedankt, es ist ein Traum und darum keine Wirklichkeit. Aus dieser Illusion werden wir eines Tages erwachen, jeder Mensch zu seiner Zeit. Erwachen aus dem Glauben, dass es nur einen Glauben gibt. Erwachen aus dem Glauben, dass uns in der Schule absolutes Wissen vermittelt werden kann. Erwachen aus dem Glauben, dass es eine Religion gibt, die die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Erwachen aus dem Druck, jedweder eigenen Neigung nicht folgen zu dürfen, weil unserer Neigung Normen, Gebote und Verboten entgegenstehen. Wir fangen endlich an, uns zutiefst selbst zu lieben, weil wir auch nur aus dieser Substanz entstammen. Wir entstammen der Liebe.

Aus ihr heraus und in ihr lässt sich alles auflösen. Wir treten aus dem Traum, aus dem Schatten heraus und nehmen das wahr, was beständig ist. Was aber ist dieses? Wo kann ich es finden und wie kann ich immer in ihm wandeln? Vielleicht versuchen wir es mal mit der Liebe, der Liebe zu uns selbst, der Liebe zu unserem Nächsten, ja auch zu unserem Feind. Auch wenn hier das Erwachen aus dem Traum der Illusion, es gäbe ein Ich und ein Du, einen Freund und einen Feind, mitunter sehr lange dauern kann. Die Menschheit ist gerade erst entstanden, wenn wir unsere Existenz einmal in der Dimension Zeit betrachten und die Evolution und das Universum als zeitlose Dimension erkennen. Wir dürfen mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass alles, was wir zu glauben scheinen, verfliegt, und das an dieser Stelle ein Wissen eintritt. Dieses Wissen lässt uns erkennen: Wir sind alle EINS. Wir sind alle Menschen. Jede Wertung, jedes Urteil, jedes "Gut" und "Schlecht" ist eine Illusion, ein Traum. Aus dem Wissen heraus, dass alles mit allem zusammenhängt, werden wir die Liebe in uns wiederentdecken und nichts mehr anderes tun wollen, als in dieses Licht schauen.      

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